naBe-Fachtag: PROCURE TO CIRCULATE – ein Nachmittag im Zeichen der kreislauffähigen Beschaffung
Session III „Beschaffung von Textilien aus recyceltem Material“
Der naBe-Aktionsplan und die naBe-Kriterien für 16 Produktgruppen unterstützen die öffentliche Hand bei der nachhaltigen Beschaffung. Für Textilien und Miettextilservices zielen die Kriterien auf die schadstoffarme Herstellung und Reinigung ab. Wie kreislaufwirtschaftliche Überlegungen in der Beschaffungspraxis umgesetzt werden, wurde von mehreren VertreterInnen aus der Praxis vorgestellt.
Es diskutierten:
- Jo-Ann Innerlohinger (Lenzing AG)
- Stephan Izay (ÖBB)
- Lisa Stögmüller (Bundesbeschaffung GmbH)
- Günter Grabher (Grabher Group)
Lenzing AG
Die Lenzing Group ist ein weltweiter Konzern, welcher am naBe-Fachtag die weiteren Schritte Richtung Nachhaltigkeit präsentiert hat. Die Corona Kriese hat das Unternehmen im Jahr 2021 sehr positiv beeinfluss, der Konsum stieg, „Shoppen“ war zwischenzeitlich die einzige Möglichkeit die Freizeit zu gestallten. Dies änderte sich schlagartig im Jahr 2022 aufgrund der Teuerungen in nahezu allen Bereichen, die Einsparung bei Textilien war für viele die erste Maßnahme.
Die Lenzing Group war Mitgründer der Renewable Carbon Initiative. Die Renewable Carbon Initiative befasst sich mit dem Kernproblem des Klimawandels, der Gewinnung und Nutzung von fossilem Kohlenstoff. Die Vision ist klar formuliert: Bis 2050 soll fossiler Kohlenstoff vollständig durch erneuerbaren Kohlenstoff aus alternativen Quellen ersetzt werden: Biomasse, direkte CO2-Nutzung und Recycling.
Die Kreislaufwirtschaft wird in vielen Unternehmen ein immer wichtiger werdendes Thema, so auch in der Lenzing Group. Bisher ist das Ziel noch nicht erreicht, aber es wird stätig daran gearbeitet die Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Da Baumwolle ein Begrenzter Rohstoff ist, wird versucht die Fasern aus der Kleidung zu filtern, um diese wiederverwerten zu können. Vor allem Elasthan in der Kleidung erschwert die Wiederverwendung von Fasern, da alle weiteren Fasern davon nicht befreit werden können und somit das Kleidungsstück unbrauchbar wird.
Herausforderungen und Möglichkeiten
- Fehlende Infrastruktur (Sammlung, Sortierung, Logistik)
- Großtechnisches Recycling
- Design for Recycling
- Politische Rahmenbedingungen (EU Textil Strategy)
- Transparenz (Textil Sektor sehr fragmentiert)
- Öffentliche Beschaffung als Vorreiter
- Holzbasierte Fasern
ÖBB
Die ÖBB ist der größte Personalausstatter von Kopf bis Fuß in ganz Österreich. Im Zentrallager Schwechat Lagern über 200 verschiedene Bekleidungsartikel, durchschnittlich werden mehr als 150.000 Artikel pro Jahr bestellt. In den letzten Jahren hat sich auch hier viel in Richtung nachhaltige Beschaffung verändert. Die Materialien wurden wichtiger, es wurde auf eine konzernweite Beschaffung umgestellt und das Markenbewusstsein wurde gestärkt. Diese Faktoren trugen wesentlich zur Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei.
Bei Ausschreibungen wird vor allem auf die Gewichtung der Qualitätskriterien mit 60% und der Preiskriterien mit 40% großen Wert gelegt.
Herausforderungen in der Kreislaufwirtschaft von Textilien
- Geeignete Materialen und Zubehör
- Neue Produktdesigns der Bekleidungsstücke
- Skalierbare Prozesse für Rücklauf
- Relevante Stückzahlen
BBG
Die Bundesbeschaffung GmbH schreibt im Bereich Textilien- und Miettextilservices bereits eine Vielzahl an Produkten aus. Zu diesen zählen unter anderem
- Dienst- und Arbeitsbekleidung
- Einsatzbekleidung Feuerwehr
- Decken, Bettwäsche
- Dienstleistungen
Um hier verstärkt eine kreislauffähige Beschaffung zu gewährleisten, kann in der Auftragsvergabe auf folgende Dinge geachtet werden:
- Reparaturen statt Neukauf
- Beschaffung von Produkten aus Recyclingfasern
- Anpassung der Materialanforderungen (kein Mischgewebe, um dem Recycling wieder Rückzuführen)
Vor allem der Anteil an Recyclingfasern kann in öffentlichen Ausschreibungen verpflichtend Verlangt werden.
Grabher Group
Die Grabher Group hat rund um die Pandemie den Masken-Markt neu gedacht. Mit einem System der „Maskenmiete“ werden Schutzmasken nicht verkauft sondern vermietet. Dies stellt die korrekte Entsorgung und Wiederverwendung der Rohstoffe sicher und führt zu einer Reduktion der verursachten Emissionen durch Schutzmasken.
In diesem Mietsystem bezahlen die Unternehmen den Preis der Masken und bekommen für jede Maske, die wieder in der Sammelbox landet, die Rohstoffkosten zurückerstattet. Der Hersteller bleibt somit Eigentümer des Materials, und kann dieses entsprechend aufbereiten und anderweitig wiederverwenden.
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