Zusammenfassung
Was bringt die Ökodesign-Verordnung, welche Aufgaben hat das Ökodesign-Forum, welche Produktgruppen sind betroffen und welche Auswirkungen hat das auf naBe-Kriterien?
Die Ökodesign-Verordnung und der naBe-Aktionsplan
Nachhaltiges Produktdesign im Fokus
Die Ökodesign-Verordnung (engl. Ecodesign for Sustainable Products Regulation; kurz: ESPR) wurde am 28.06.2024 zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen für nachhaltige Produkte veröffentlicht.
Die Verordnung ist seit dem 18.07.2024 in Kraft und Teil des European Green Deals.
Der Anwendungsbereich der bisherigen Ökodesign-RL 2009/125/EG wird erweitert und die Richtlinie durch eine Verordnung ersetzt. Dadurch werden nicht nur für energieverbrauchsrelevante Produktgruppen, sondern künftig für so gut wie ALLE Produktgruppen Ökodesign-Anforderungen festgelegt.
Die neue Verordnung beinhaltet nicht nur Maßnahmen für eine viel breitere Produktpalette – sie stellt auch wesentlich weitreichendere „Ökodesign-Anforderungen“ in einer Vielzahl von Bereichen wie beispielsweise an die Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten.
Das Ziel der Ökodesign-Verordnung: Produkte sollen langlebig, wiederverwendbar, reparaturfähig, recycelbar und energieeffizient sein, sodass die Produkte kreislauffähig werden und zu einer klimaneutralen und ressourceneffizienten Wirtschaft beitragen. Entsprechend den Zielen des European Green Deal soll die Ökodesign-Verordnung die europäische Wirtschaft in eine moderne, wettbewerbsfähige und klimaneutrale Kreislaufwirtschaft umgestalten und eine schadstofffreie Umwelt schaffen. Die Verordnung soll dabei den Kern der Kreislaufwirtschaft bilden.
Künftig 16 Ökodesignanforderungen
Zusätzlich zum Kriterium der Energieverbrauchsrelevanz kommen bis zu 15 weitere Kriterien: Funktionsbeständigkeit, Zuverlässigkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit, Reparierbarkeit, die Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung, das Vorhandensein besorgniserregender Stoffe, Energieverbrauch und Energieeffizienz, Wassernutzung und Wassereffizienz, Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz, Rezyklatanteil, die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung, Recyclingfähigkeit, die Möglichkeit der Verwertung von Materialien, Umweltauswirkungen, einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks, sowie Menge des voraussichtlich entstehenden Abfalls.
Um das Ziel von langlebigen, wiederverwendbaren, reparaturfähigen, recycelbaren und energieeffizienten Produkten zu erreichen, sieht die ESPR auch die Schaffung eines digitalen Produktpasses (DPP) – ein spezielles Etikett auf Produkten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Behörden helfen soll, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.
Mit dem DPP sollen Daten wie Energieverbrauch, Rückverfolgbarkeit, ökologischer Fußabdruck des Produkts etc. transparent verfügbar gemacht werden.
Ökodesign-Forum
Das Forum im Rahmen der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte vereint verschiedene Interessenträger bei der Ausarbeitung von Vorschriften für kreislauforientierte, energieeffizientere und nachhaltigere Produkte.
Vertreter aus Industrie, Zivilgesellschaft und Wissenschaft sowie von den Mitgliedstaaten ernannte Sachverständige arbeiten hier zusammen.
Aufbauend auf den Erfahrungen mit der Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie konsultiert die Kommission die Mitglieder des Forums zu allen wichtigen Schritten des Ökodesign-Prozessen. Dazu gehören Anforderungen, um Produkte nachhaltiger zu gestalten und einen starken EU-Markt für solche Produkte zu schaffen, sowie die Arbeitspläne im Rahmen der Verordnung, die regelmäßig über neue Entwicklungen im Bereich Ökodesign informieren. Das Ökodesign-Forum wird auch eine beratende Rolle bei der Umsetzung der Vorschriften für die Energieverbrauchskennzeichnung spielen.
Am 19. Mai 2025 wird ein erster Arbeitsplan zur Verordnung veröffentlicht, am 19. Juli tritt der erste delegierte Rechtsakt in Kraft und ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen.
Priorisierte Produktgruppen des Arbeitsplans sind:
• Eisen, Stahl
• Aluminium
• Textilien, insbesondere Bekleidung und Schuhe
• Möbel, einschließlich Matratzen
• Reifen
• Reinigungsmittel
• Farben
• Schmiermittel
• Chemikalien
• energieverbrauchsrelevante Produkte,
• IKT-Produkte und sonstige Elektronik
Erste Vorbereitungsarbeiten für die Produktgruppen „Eisen und Stahl“ sowie „Textilien (inklusive Schuhe)“ haben bereits begonnen. Die Studie zur Vorbereitung der Textilkriterien „Preparatory study on textiles for product policy instruments“ finden Sie hier. Mit dieser Studie sollen die Grundlagen geschaffen werden, um Ökodesign-Kriterien für Textilprodukte zu entwickeln. Die Diskussion ist bis Montag, 24. Februar 2025 zugänglich unter Stakeholder Consultation: Preparatory Study on Textile Products, 2nd Milestone | Discuto
Die Ergebnisse der Vorarbeiten bilden die Basis für die Regelung der Produktgruppen (mittels delegierter Verordnungen). Diese delegierten Verordnungen werden durch das neu geschaffene Ökodesign Forum für die Europäische Kommission vorbereitet. Andreas Tschulik, Leiter der Abteilung „Integrierte Produktpolitik, betrieblicher Umweltschutz und Umwelttechnologie“ im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, ist Mitglied des Ökodesign-Forums.
Auswirkungen auf Kriterien des naBe-Aktionsplans
Da der naBe-Kriterienkatalog auf zahlreiche gesetzliche und normative Vorgaben referenziert, verlangen Änderungen von gesetzlichen und normativen Vorgaben nach Anpassungen naBe-Kriterienkatalog. Die Textilkriterien des naBe-Aktionsplans werden entsprechend der neuen Ökodesign-Verordnung prioritär gegenüber anderen Produktgruppen überarbeitet. Auch wenn es bis zur Umsetzung im naBe-Kriterienkatalog noch ein Weg ist, geht es darum, ambitionierte technische Vorgaben zu entwickeln, um das Recycling zu fördern und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.
Downloads
2025-01-20_Pres Comments on 2nd Milestone – Österreichisches Umweltzeichen
Weiterführende Links
Ökodesign-Verordnung tritt in Kraft – Bundeskanzleramt Österreich
Die neue Ökodesign-Verordnung (ESPR) – WKO (inkl. FAQs)
Ecodesign for Sustainable Products Regulation – European Commission
FAQs der EU-Kommission:
Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) – Frequently Asked Questions
Euronews-Video on ESPR product design
Preparatory Study on Textile Products – 2nd Milestone
Bericht vom deutschen Umweltbundesamt:
Die Umsetzung der EU-Textilstrategie
Paper von der Ressourcenkommission am Umweltbundesamt:
Design als Gestaltungsagent einer sozial-ökologischen Transformation
Headerbild: © Adobe Stock
Beitragsbild: © unsplash