Rückblick: NKWS-Fachkonferenz “Beschaffung zirkulär gestalten”
Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) Fachkonferenz „Beschaffung zirkulär gestalten – Europäische Perspektiven für eine wirksame Umsetzung“ versammelte am 7.10.2025 etwa 100 Fachleute aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft in Berlin und online. Im Fokus standen aktuelle Entwicklungen aus der EU und Praxisbeispiele aus verschiedenen europäischen Ländern zur zirkulären öffentlichen Beschaffung. Die Veranstaltung bot eine Plattform für Austausch und Vernetzung.
Die Fachkonferenz hat am 7. Oktober den Rahmen für den strategischen Austausch zur Kreislaufwirtschaft in der öffentlichen Beschaffung geschaffen. Das Programm umfasste Spotlights zu innovativen Ansätzen und Praxisbeispiele aus Deutschland und Europa. Zudem ging es in Panels und Dialogsessions darum, Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Umsetzung zu diskutieren. Entscheidungsträger und -trägerinnen aus Bund, Ländern und Kommunen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden nahmen teil.
Warum zirkuläre Beschaffung wichtig ist
Der Parlamentarische Staatssekretär Carsten Träger betonte in seiner Eröffnung die weitreichende Bedeutung der zirkulären Beschaffung als zukunftsweisende Gestaltungsaufgabe mit großem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Potenzial.
Zu Beginn der Konferenz stellte Aurel Ciobanu-Dordea den aktuellen Stand des EU Circular Economy Act vor. Dieser zielt darauf ab, bis 2026 europaweit einheitliche und überprüfbare Kriterien für zirkuläres Wirtschaften zu schaffen. Besonders betont wurden die Bedeutung wirtschaftlicher Anreize sowie die Notwendigkeit einfacher und verpflichtender Regeln, um die Umsetzung in der Praxis zu erleichtern und lokale Akteure zu stärken. Insgesamt ist der Circular Economy Act ein zentraler Schritt für eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere europäische Wirtschaft.
Spotlight Session: Von der Strategie zur Umsetzung – Praxisbeispiele zirkulärer Beschaffung in Europa
In der Spotlight Session präsentierten Expertinnen und Experten aus den Niederlanden, Österreich und Deutschland konkrete Ansätze und Erfahrungen bei der Umsetzung zirkulärer Beschaffung.
Gerhard Weiner stellte den österreichischen naBe-Aktionsplan und seine ökologischen und sozialen Mindeststandards für 16 Produktgruppen vor. Der naBe-Aktionsplan dient der öffentlichen Verwaltung als zentrale Informations- und Orientierungsplattform. Für den Erfolg der Kreislaufwirtschaft ist eine Umsetzung auf drei Ebenen entscheidend: Vertragsgestaltung, enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und gezielter Produktfokus. Besonders wichtig ist dabei eine verständliche und transparente Kommunikation der Veränderungen, um Akzeptanz und die Bereitschaft zur Umsetzung bei allen Beteiligten zu fördern.
Weitere Impulse aus der Session:
- Die Niederlande setzen auf sektorale Fokusansätze, digitale Marktplätze und einheitliche Produktlabels, wobei noch Verbesserungsbedarf bei der Produktkennzeichnung besteht. Nationale Spielräume sollen trotz europäischer Vorgaben aktiv genutzt werden.
- Die Deutsche Bahn etabliert seit 2024 neue Rahmenverträge für Büromöbel mit Zielwerten für Recycling und Wiederverwendung. Ab 2026 werden Bestandsmöbel systematisch weiterverwendet (ReSell, ReBuy, ReFurbish), unterstützt durch Partnerunternehmen. Herausforderungen sind Ausschreibungen, Preisfindung und Akzeptanz neuer Modelle.
- Im Gesundheitswesen zeigte Thomas Voß, wie nachhaltige Beschaffung durch Plastikvermeidung, regionale Küche und klimafreundliche Baumaterialien in Krankenhäusern umgesetzt werden kann. Die aktive Einbindung der Mitarbeitenden gilt als Schlüsselfaktor für den Erfolg.
Insgesamt verdeutlichte die Session, dass zirkuläre Beschaffung in verschiedenen Sektoren bereits konkrete Formen annimmt und durch strategische Planung, Kooperation und Kommunikation vorangetrieben wird.
Paneldiskussion: Deutsche und europäische Erfahrungen fließen zusammen
In der Paneldiskussion wurden Wege erörtert, wie zirkuläre öffentliche Beschaffung Innovationen anstoßen und Marktpotenziale erschließen kann. Einigkeit herrschte über die Bedeutung von Zusammenarbeit und einheitlichen Standards zur Vereinfachung der Prozesse. Besonders betont wurde die Ausrichtung auf Lebenszykluskosten, um Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu vereinen. Die Umsetzung erfordert neue Arbeitsweisen und organisatorische Veränderungen, bringt langfristig jedoch auch finanzielle Vorteile. Herausforderungen bestehen vor allem bei Digitalisierung und Datenmanagement, wobei ein digitaler Produktpass für mehr Transparenz sorgen könnte, allerdings hohe Anforderungen an Datenqualität und Standardisierung stellt.
Spotlight Session: Von regionalen Impulsen zur zirkulären Transformation
Die Spotlight Session eröffnete Einblick in erfolgreiche lokale Ansätze aus verschiedenen Regionen Europas zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft:
Impulse zu zirkulärer Beschaffung aus Schweden, Niederlande und Deutschland zeigten, wie systematische Analysen, Zusammenarbeit mit KMUs und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Kriterien die zirkuläre öffentliche Beschaffung vorantreiben. Die vorgestellten Ansätze zielen auf Klimaneutralität, regionale Wertschöpfung und die Stärkung der Kreislaufwirtschaft durch konkrete Projekte und Vernetzung.
Dialogsessions: Praxisnahe Herausforderungen und gemeinsames Lernen
- „Lernimpulse aus anderen EU-Ländern“
- „Im Dialog mit dem Markt“
- „Kooperation auf allen Ebenen stärken: Synergiepotenziale zwischen Bund, Ländern & Kommunen“
In drei Dialogsessions der Fachkonferenz wurden zentrale Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für eine wirksame zirkuläre Beschaffung diskutiert, darunter die Übertragbarkeit europäischer Good Practice-Beispiele, die Bedeutung von Marktdialogen sowie die Notwendigkeit starker Kooperationen auf allen Verwaltungsebenen. Ein pragmatischer Ansatz, gezielte Kompetenzentwicklung und standardisierte Kriterien wurden als Schlüsselfaktoren für Fortschritte identifiziert. Regionale und digitale Vernetzung sowie der offene Austausch zwischen Bund, Ländern, Kommunen und weiteren Akteuren sind essenziell, um Synergiepotenziale zu nutzen und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.
Am Ende der Fachkonferenz wurden die wichtigsten Erkenntnisse und Impulse aus allen drei Dialogsessions im Plenum vorgestellt, als gemeinsames Fundament für die weitere Umsetzung in Verwaltung, Politik und Praxis.
Kreislauforientierte Beschaffung eröffnet Lösungsansätze für eine resiliente Gestaltung von Lieferketten und öffentlichen Infrastrukturen: Sie fördert zukunftsfähige Geschäftsmodelle, unterstützt die Diversifizierung von Wertschöpfungsketten und trägt zur nachhaltigen Transformation industrieller Prozesse bei. Die Ansätze und Erfahrungen der EU-Partner zeigen auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für die nationale öffentliche Beschaffung auf und bieten damit Inspiration für neue Vorgehensweisen.
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Beitragsbild: © BMUKN / Sascha Hilgers





