Zusammenfassung
OECD-Konferenz: Global Public Procurement Forum – Die ungenutzten 13% - Wie kann die öffentliche Beschaffung smarter, grüner, inklusiver und vertrauenswürdiger werden?
Nachbericht: OECD Global Public Procurement Forum – Die ungenutzten 13%
Das erste OECD Global Public Procurement Forum 2025, das am 1. und 2. Juli in Paris stattfand, hat die strategische Bedeutung des öffentlichen Auftragswesens in den Vordergrund gerückt. Die Beschaffung fördert Innovation, Nachhaltigkeit, Effizienz und soziale Gerechtigkeit. In den OECD-Ländern macht sie durchschnittlich 13 % des BIP aus.
Das Forum konzentrierte sich auf fünf globale Prioritäten, die als entscheidend für ein modernes öffentliches Beschaffungswesen angesehen werden: Strategische Steuerung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Inklusion, Professionalisierung.
Mehr als 50 Speaker in mehr als 13 Sessions diskutierten, wie man öffentliche Beschaffung smarter, grüner, inklusiver und vertrauenswürdiger machen kann. Initiativen wie die naBe-Plattform, die IÖB-Servicestelle und europäisch geförderte Ausbildungsprogramme wie PPE+ Europe 2024-2028 tragen dazu bei, diese Ziele zu verwirklichen.
Das gemeinsam von der Abteilung für Infrastruktur und öffentliche Beschaffung (Infrastructure and Public Procurement Division – IPP) und dem Sekretariat zur Bewertung von Beschaffungssystemen (Methodology for Assessing Procurement Systems Secretariat – MAPS) organisierte Global Public Procurement Forum präsentierte die transformative Kraft der öffentlichen Beschaffung und unterstrich ihre Rolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen. Durch die Zusammenführung eines breiten Spektrums an Interessenvertretern, Stakeholdern, Expertinnen und Experten sowie Vertretern der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft hob das Forum die öffentliche Beschaffung als Instrument für positive wirtschaftliche, ökologische und soziale Ergebnisse hervor und schärfte das Bewusstsein dafür, wie strategische Beschaffungsentscheidungen zum Aufbau widerstandsfähiger und nachhaltiger Gesellschaften beitragen können.
In einem angespannten Haushaltsumfeld wird von Regierungen erwartet, ihre Ressourcen zunehmend effizienter und effektiver einzusetzen. Die öffentliche Auftragsvergabe macht in OECD-Ländern durchschnittlich 13 % des BIP aus („The Untapped 13%“) und macht den Staat zum Hauptabnehmer in Sektoren wie Bauwesen, Gesundheit und Bildung.
Das Global Public Procurement Forum hatte sich zum Ziel gesetzt, die neuesten Praktiken der öffentlichen Auftragsvergabe zu prüfen, um sicherzustellen, dass die öffentliche Auftragsvergabe optimal zur Erreichung der gewünschten wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ergebnisse eingesetzt wird und gleichzeitig Potential zu Einsparungen aufzeigt. (Sehen Sie dazu auch den Bericht)
Die öffentliche Auftragsvergabe hat sich als wirksames strategisches Instrument etabliert, um eine ressourceneffizientere Wirtschaft zu unterstützen, Innovationen anzuregen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu fördern und soziale Werte und ökologische Ergebnisse zu fördern.
In Zeiten globaler Krisen wird von öffentlichen Institutionen schnelles und entschlossenes Handeln erwartet. Öffentliche Beschaffung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da sie sich direkt auf Gesundheit, Klima und soziale Folgen auswirkt und ein wichtiges Instrument zur Stärkung des Vertrauens in den Staat und zur Schaffung attraktiver wirtschaftlicher Möglichkeiten für den privaten Sektor darstellt.
Dabei sind vier Säulen zentral (siehe auch Video „The untapped potential of public procurement“):
- Fairen Wettbewerb und Transparenz fördern
- Digitalisierung vorantreiben und Innovation und Effizienz steigern
- Fähigkeiten und Integrität stärken, gleiche und faire Arbeitsbedingungen, MAPS-Tool als globaler Standard für die Bewerbung von PP-Systemen
- Strategische Wirkung nutzen, um große politische Ziele voranzutreiben wie Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Resilienz
Die naBe-Plattform war mit Gerhard Weiner vor Ort und gemeinsam mit Uwe Flach (BBG) und Michael Fruhmann (BMJ) Teil der österreichischen Delegation.
Die Zukunft der öffentlichen Beschaffung sieht Uwe Flach, der in der Closing Session gemeinsam mit Ursula Tebbett-Duffin (Leitende politische Beraterin im Kabinettsbüro für internationale Abkommen, UK) auf der Bühne war, in der strategischen Rolle der öffentlichen Beschaffung. Demzufolge sollte „Public Procurement“ umbenannt werden in „Public Business“ um das neue Mindset entsprechend zu vermitteln. Es braucht Schlüsselfiguren, Experten und starke Entscheidungsträger in der Zukunft. Eine weitere relevante Größe sind Daten. Digitalisierte Daten sind das neue Öl und bedeuten auch Transparenz. Die Kosten neuer Technologien müssen berücksichtigt werden, aber neue Technologien sind unerlässlich und schaffen neue Geschäftsmodelle, neue Services und neue Berufsbilder.
Ursula Tebbett-Duffin konstatiert ein gesteigertes Interesse der Politik an der öffentlichen Beschaffung. In einer Zeit globaler Unsicherheit, veränderter geopolitischer Allianzen, Störungen globaler Lieferketten und zunehmendem Protektionismus – welche Auswirkungen hat dies auf internationale Verpflichtungen, Souveränität und nationale Sicherheit? Wie können regionale Lieferanten unterstützt und gleichzeitig Wettbewerb und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis in Verträgen sichergestellt werden? Diese Zielkonflikte werden sich in Zukunft noch verschärfen. Letztendlich geht es auch auf höchster Ebene um Vertrauen und belastbare Beziehungen: Wem vertraue ich und wem nicht?
Die abschließende Keynote von János Bertók (stellvertretender Direktor der OECD für Public Governance) referiert auch auf Zusammenarbeit – die Schaffung eines Konsenses, der im Diskurs entsteht. Die OECD arbeitet mit den Ländern zusammen, um bessere Messgrößen zu erhalten und gemeinsam Methoden zu entwickeln, Public Procurement zu verbessern und das vorhandene Potential auszuschöpfen.
Die nächste OECD-Konferenz wird am 22. September 2025 in Paris stattfinden.
Der Bericht zur Umsetzung der OECD-Empfehlung zur öffentlichen Beschaffung in OECD- und Partnerländern 2020-2024 ist hier verfügbar: Implementing the OECD Recommendation on Public Procurement in OECD and Partner Countries | OECD
Dieser Bericht beschreibt die Fortschritte der OECD-Mitglieds- und Partnerländer zwischen 2020 und 2024 bei der Umsetzung der OECD-Empfehlung zur öffentlichen Beschaffung. Die Empfehlung bietet strategische Leitlinien für die Bewältigung von Herausforderungen im öffentlichen Beschaffungswesen und zeigt wirksame Praktiken zur Förderung eines umfassenden und strategischen Ansatzes auf. Der Bericht analysiert, wie die Länder die Grundsätze der Empfehlung im Laufe des vierjährigen Zeitraums in ihren öffentlichen Beschaffungssystemen übernommen und angewendet haben. Er stellt strategische Entwicklungen, neue bewährte Verfahren und die wichtigsten Herausforderungen bei der Ausrichtung der Beschaffungspolitik dar. Der Bericht untersucht außerdem die anhaltende Relevanz der Empfehlung, den Umfang ihrer Verbreitung und den möglichen Aktualisierungs- oder Überarbeitungsbedarf. Die OECD-Empfehlung des Rates für öffentliche Beschaffung ist ein Eckpfeiler guter Governance im öffentlichen Beschaffungswesen und dient als Leitfaden für politische Reformen und Verfahrensverbesserungen weltweit, um die Effizienz, Effektivität und Fairness öffentlicher Beschaffungsprozesse zu verbessern.
Die wichtigsten Ergebnisse sind im Abstract zusammengefasst.
Weiterführende Links:
OECD (2025), Implementing the OECD Recommendation on Public Procurement in OECD and Partner Countries: 2020-2024 Report, OECD Public Governance Reviews, OECD Publishing, Paris.
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